Diese Woche habe ich mich sehr mit dem Thema Gerechtigkeit auseinandergesetzt. Denn es ist aktuell eine Situation bei mir eingetreten bei der ich denke, sie geht ungerecht zu. Gerechtigkeit war schon immer ein großes Thema für mich. Zwar weiß ich, dass ungerechte Dinge immer im Auge des Betrachters liegen. Aber wenn sich eine Gruppe auf gemeinsame Spielregeln einigt und jemand aus der Gruppe denkt dann, dass diese für alle gelten, nur nicht für sie/ihn, dann entsteht aus meiner Sicht eine Imbalance. Die Frage, die mich in diesem Fall konkret beschäftigt ist: „Wie können Menschen „belohnt“ werden, die aus meiner Sicht nur wenig zum professionellen Fortkommen eines Teams beigetragen haben?“ Was mache ich also, wenn ich eine Situation als ungerecht empfinde?
Was können wir tun, wenn wir eine Situation in unserem Leben als ungerecht empfinden?
Ich habe mich in letzter Zeit öfter gefragt: Wie kann es sein, dass ich eine Situation so vollkommen anders einschätze und zu einem ganz anderen Ergebnis komme, als die Personen, die über diese Situation entscheiden? Solche Momente lösen in mir auch gern mal Ärger, Irritation oder Wut aus. Ich denke, das ist ganz menschlich. Wenn wir denken, dass eine Situation fehlinterpretiert wurde und es gibt ein Ergebnis, welches uns nicht zusagt, dann sind Ärger oder Wut wohl für die meisten von uns nachvollziehbares Gefühle.
Ein Kurs in Wundern sagt, dass wir nie deswegen wütend sind, warum wir glauben, wütend zu sein. Dieser Satz ist wirklich tiefgründig. Denn als ich dann einen Vergebungszettel nach der Tipping-Methode ausgefüllt hatte, habe ich genau das gesehen. Die Menschen in der heutigen Situation erinnern mich nur an eine vergangene Wunde, die ich bei mir noch nicht geheilt habe. Sondern ich habe die Gefühle, die mit dieser Wunde zusammenhängen, einfach zur Seite geschoben. Mit der aktuellen Situation sind diese negativen, nicht hilfreichen Gefühle wieder an die Oberfläche gekommen. Diese aktuelle Situation war hilfreich. Denn sie mir gezeigt hat, dass diese Gefühle irgendwo immer noch in mir sind und ich diese Gefühle, auf meine Umwelt projiziert habe.
„Ich rege mich nie aus dem Grund auf, den ich meine.“
— Ein Kurs in Wundern
Das andere, was in meiner individuellen Situation von Vorteil ist, ist die Tatsache, dass ich den Kontext, in dem diese Situation aufgetreten ist, bald verlasse. Solange ich aber noch ein Teil dieser Situation bin, kann ich mich in Vergebung üben: Ich kann das Gute in allen beteiligten Menschen sehen. Ich kann das Gute in mir sehen und ich kann die Situation — solange sie noch existiert — von einer Wunde in ein Wunder verwandeln.
Wunder passieren immer dann, wenn wir versuchen, das Gute (die Liebe) zu sehen, eine Metaebene einzunehmen, anstelle von dem, was uns aus menschlicher Sicht irritiert und ärgert. Wunder, so wie sie im Kurs in Wundern beschrieben werden, sind ein Wechsel deiner Wahrnehmung von der Angst zur Liebe — in allen Facetten, wie sich die Liebe äußert. Dies ist nur möglich, wenn du akzeptierst, dass wir alle mehr als nur das sind, was wir sehen und daran glaubst, dass eine höhere Intelligenz existiert, die uns begleitet bzw. das Universum nicht wahllos ist, sondern nach bestimmten Gesetzmäßigkeiten funktioniert.
Wenn wir mehr sind als nur ein Körper, haben wir einen unsterblichen Teil. Manchmal sagen wir Seele zu diesem Teil, manche nennen diesen Teil aber auch deine Buddha-Natur, the Christ within you, die Schechina etc. Es ist egal, wie wir diesen Teil benennen, denn das sind wieder Dinge über die sich das Ego — unsere menschliche Natur und Wahrnehmung— streiten möchte, um von wesentlichen Dingen abzulenken. Es geht nicht um die Hülle, sondern um den Inhalt. Wenn wir uns streiten wollen, dann werden wir uns streiten und wenn wir uns einig sein wollen, dann wird auch das uns gelingen. Die Frage ist immer, was möchtest du wirklich?
Was möchtest du wirklich: recht haben oder glücklich sein?
Als ich bemerkt habe, dass ich nicht entspannt und achtsam reagiert habe, war ich zuerst nicht zufrieden mit mir. Denn ich dachte — wie immer — dass ich es besser hätte machen können und es besser hätte wissen müssen. Natürlich hätte ich es besser machen können. Aber jeder Tag ist eine neue Chance! Deshalb habe ich auch noch ab diesem Zeitpunkt die Chance, es besser zu machen und über den Dingen zu stehen. Es geht mir auch darum, dass wir nicht so streng zu uns sind, wenn wir etwas nicht so schaffen, wie wir es uns idealerweise wünschen. Das ist auch nur menschlich.
Versuche einfach, so bald es geht, wieder in einen gelassenen Zustand zurückzukehren und während des Prozesses nett zu dir zu sein. Wir alle sind hier, um zu lernen und zu wachsen. Idealerweise haben wir Spaß und Freude dabei und wenn es mal nicht so ist, dann ist es wohl gut, wenn wir diesen Moment so akzeptieren, wie er sich darstellt und schauen, dass wir — wenn wieder möglich — mit kleinen Schritten auf den Spaß und die Freude zugehen. Selten ist alles verloren, weil wir einen Fehler machen. Wir können uns den Fehler eingestehen und uns sagen, dass wir beim nächsten Mal Dinge besser machen. Das ist, was ich mir jetzt vorgenommen habe. Ich bin willens von der Wunde zum Wunder zu gelangen.
Sei das Licht
Peri
P.S. Abschließend möchte ich noch kurz erwähnen, dass die aktuelle Situation insgesamt nicht wirklich dramatisch ist. Wenn ich mich zurücklehne und mich wieder auf die wichtigen Dinge im Leben besinne, dann weiß ich, dass es mir insgesamt wirklich gut geht und ich auch sehr viel habe, wofür ich dankbar bin.
P.P.S. Die Tipping-Methode wird in diesem Buch beschrieben: Colin Tipping, Ich vergebe. Der radikale Abschied vom Opferdasein. Kamphausen, Bielefeld 2004, ISBN 3-93349680-2.