Vor einigen Tagen bin ich bei Facebook über ein Video von zwei Moderatoren gestoßen, die die Sendung Circus HalliGalli auf ProSieben moderieren. Da ich keinen Fernseher besitze, kenne ich diese Sendung nicht. Aber mich beschäftigt seither der Inhalt dieses Videos. In dem Beitrag „Das wird man wohl noch sagen dürfen #mundaufmachen I Circus HalliGalli“ beziehen die Moderatoren klare Stellung zum Thema geflüchtete Menschen in Deutschland: refugees welcome. Denn Fakt ist, dass es hier in Deutschland einigen Menschen nicht passt, dass geflüchtete Menschen Schutz in Deutschland suchen. Sie haben Angst vor etwas. Diese Angst ist bestimmt irrational und unbegründet, aber für diese Menschen – auch wenn nicht nachvollziehbar – ist die Angst real. Menschen diese Angst zu nehmen, ist bestimmt keine schnelle und einfache Aufgabe. Gleichzeitig geht es auch darum, Menschen, die geflüchtet sind, einen sicheren Ort zu bieten, sie zu unterstützen, sie willkommen zu heißen und sie auf Augenhöhe wahrzunehmen.
Die Sprache, die „Gegner“ von geflüchteten Menschen nutzen, ist vor allem lieblos: irrational, verachtend und aggressiv. Manche gehen sogar soweit und greifen geflüchtete Menschen und Heime an – ein fehlgeleiteter Ausdruck ihrer vorherrschenden Angst. Denn geflüchtete Menschen haben bereits genug durchgemacht. Kein Mensch, der notgedrungen seine Heimat verlässt, alles liegen lassen muss, was er besitzt, Familie und Freunde zurücklassen muss, sein gesamtes bisher gekanntes Leben aufgeben muss, weil er einfach nicht mehr sicher sein kann, dort wo er sich aufhält, verdient solch herabwürdigendes Benehmen. Dieser Mensch verdient unser Mitgefühl, unsere Unterstützung. Er verdient, dass wir ihn wahrnehmen, ihm zuhören und auf Augenhöhe begegnen. Er verdient Menschlichkeit, Sicherheit und Geborgenheit.
Die Moderatoren hatten mit ihrem Video eine gute Absicht und wollten klar machen, dass für sie geflüchtete Menschen in diesem Land willkommen sind und sie keine Fans haben möchten, die das anders sehen. Dieses Video – bei den vielen Followern, die beide zählen – ist natürlich ein lautes und klares Statement. Und auch wenn ich die gute Absicht anerkennen kann, so kam mir beim Sehen des Clips sofort ein Satz in den Sinn: „…denn wer das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen.“ Jesus soll dies einmal gesagt haben. Aber für was genau steht dieser Satz und warum kam er mir beim schauen des Beitrags in den Sinn? Für mich steht dieser Satz für folgendes: Aggressives Verhalten kann und sollte man nicht mit Gegenaggressionen bekämpfen, auch wenn das eine große Herausforderung darstellt. Aus meiner Sicht beschäftigt sich dieser Beitrag mit den Symptomen und nicht mit der Ursache, die hinter diesen Symptomen steckt: Warum gibt es überhaupt Menschen in unserer Gesellschaft, die so voller Hass und Angst sind? Was in unserem System (Ursache) trägt dazu bei, dass es diesen Anteil in unserer Bevölkerung gibt? Solange wir versuchen, bei den Symptomen anzusetzen, denke ich, wird es keine tiefgreifende und dauerhaft erfolgreiche Lösung geben können. Ich behaupte nicht, dass ich eine Patentlösung für das strukturelle Problem habe, das dort zum Greifen kommt. Aber ich wünsche mir, dass wir alle verstehen, dass wir Aggressionen (gewaltvolle Kommunikation) nicht mit einer aggressiven Gegenreaktion heilen bzw. lösen können. Es hilft einfach nicht, Menschen als „Idioten“, „Intelligenzflüchtlinge“ oder „erbärmliche Trottel“ zu bezeichnen. Es verstärkt das „wir gegen sie“, treibt nur noch weiter, dass es keine gemeinsame Lösung geben kann.
Bereits oft zitiert, aber Weisheit kennt keinen zeitlichen Verschleiß und kann nicht oft genug in Erinnerung gerufen werden: „Sei Du selbst die Veränderung, die Du Dir wünschst für diese Welt“ sagte einst Ghandi. Wenn wir mehr Toleranz möchten, dann sollten wir mit gutem Beispiel vorangehen. Nicht nur in eine bestimmte Richtung. Die Herausforderung ist immer, diese Eigenschaft für alle Mitmenschen aufzubringen. Für die bei denen es uns leicht fällt, ist es keine Mühe oder Herausforderung, sich in ihre Situation hineinzuversetzen. Wenn wir Frieden möchten, müssen wir diesen zuerst leben, das gilt dann auch für die Sprache und Worte, die wir wählen. Unsere Worte sind unsere Macht. Sprich, wenn ich aggressiv kommuniziere – auch für einen aus meiner Sicht guten Zweck – ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass ich Aggressionen ernte.
Aus meiner Sicht hätte genügt, dass man klar Stellung bezieht, ohne Beschimpfungen, diskriminierende, verunglimpfende und herabwürdigende Sprache. Die jungen Moderatoren wirken auf mich wie reflektierte, intelligente Menschen. Sie hätten sich aussuchen können, einen anderen (sprachlichen) Weg zu gehen. Denn sie haben recht: Mit ihren Follower-Zahlen kommt auch eine gewisse Verantwortung. Sie sind in der Lage eine Menge junger Menschen zu beeinflussen und haben dadurch natürlich auch eine klare Vorbildfunktion. Was wäre passiert, hätten Sie klar Stellung bezogen, aber dabei gewaltfrei kommuniziert? Vielleicht wäre keiner der hass- und angsterfüllten Menschen in unserer Gesellschaft beeindruckt gewesen. Aber vielleicht wären wir Zeuge einer anderen Art von Kommunikation geworden, die uns hätte inspirieren können. Die uns vielleicht nicht darin bestärkt hätte, dass wir im recht sind Leute zu beschimpfen, weil sie Menschen mit anderem kulturellen Hintergrund hier nicht haben möchten. Denn damit ist leider niemandem geholfen.
„During times of darkness we must be the light“, sagt Marianne Williamson. Wie können wir das Licht sein in diesen doch eher trüben Zeiten? Wir können die Menschen, die Schutz in Deutschland suchen, verteidigen, wenn es sein muss. Wir können unsere Energie darauf verwenden, mit gutem Beispiel voranzugehen und den tausenden von Menschen, die hier ankommen und Zuflucht suchen zeigen, dass wir Mitgefühl empfinden, Güte walten lassen, mit ihnen reden, ihnen zuhören, sie willkommen heißen – mit kleinen und großen Gesten. Denn es zählt immer, wie man etwas tut – mit Liebe oder mit Angst. Wenn wir alle mehr Energie in diese Richtung aufwenden, anstelle unsere Energie mit Aggressionen in die andere Richtung zu verschwenden, denke ich, ist sehr viel mehr erreicht – besonders für die, die es derzeit so dringend benötigen. Ich bin sehr dankbar und froh, dass in der Stadt in der ich lebe so viel Gutes passiert. Es gibt viele Initiativen, die versuchen zu unterstützen: die Hamburger Flüchtlingshilfe oder aber Welcome Dinner Hamburg sind nur einige wenige Beispiele.
Jemanden einen neuen Weg zu eröffnen heißt, mit guten Beispiel vorangehen. Zeige, wie du möchtest, dass sich jeder seinen Mitmenschen gegenüber verhält. Jemanden etwas beibringen kann man, wenn man demonstriert, wie es besser geht, wie es mit mehr Liebe, Güte, Freude und Bescheidenheit geht. Denn nur Liebe – in allen Facetten, in denen sie sich äußert – ist wirklich wahr. #nurliebe #seidaslicht #onlylove #bethelight #refugeesarewelcome
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