Joseph Campbell, Scheitern, Schatz, Chance, Wachstum

Über das Scheitern

Peri Soyluchoose love over fear., comfort zone, Dankbarkeit, Dankbarkeit für das Leben, Scheitern, Sei das Licht, Selbstbewusstsein, Zeichen Kommentar

Üblicherweise versuchen wir, in einer Gesellschaft wie der unseren, Perfektion anzustreben. Scheitern ist ein Makel über das wir nicht gerne sprechen. Betrachten wir unsere Institutionen, die sich traditionell mit unserer Erziehung und Bildung beschäftigen — den Kindergarten, die Schule, die Universität etc. — und unsere Erfahrung mit diesen Institutionen, ist mein Eindruck, dass Scheitern oder wie wir am besten mit Krisen umgehen können selten offiziell kommentiert werden. Wie für so vieles in unserer Gesellschaft gibt es auch für die Tatsache des Scheiterns eine unausgesprochene Regel. Aber wie lautet diese unausgesprochene Regel für das Scheitern eigentlich? Und was macht diese unausgesprochene Regel mit uns, wenn wir sie nicht reflektieren, sondern als unsere Wahrheit annehmen?

Obwohl es glücklicherweise immer öfter Stimmen gibt, die sich mit dem Thema des Scheiterns auf eine konstruktive Art auseinandersetzen und damit an die Öffentlichkeit gehen — seien es Brené Brown mit ihrem Bestseller „Die Gaben der Unvollkommenheit“ oder aber auch Pema Chödrön mit ihrem Buch „Fail, fail again, fail better.“ — denke ich, dass Scheitern immer noch etwas ist, über das wir uns schwer tun zu sprechen. Scheitern wird für die meiste Zeit in unserer Gesellschaft eher als Tabu angesehen. Wie oft und mit wem sprechen wir darüber, dass wir etwas nicht hinbekommen haben, dass wir uns unwohl fühlen, weil wir nicht erfolgreich waren? Wie es uns mit einem Verlust, einem Misserfolg, einer Scheidung, einer Trennung oder jeglichem Ereignis geht, dass das Potenzial besitzt, uns aus unserer gewohnten Bahn zu werfen?

Wie sprechen wir über das Scheitern? Meist empfinden wir unser Scheitern als ein Makel. Krisen zeigen, dass wir nicht perfekt sind. Wie denn auch? Es gibt wahrscheinlich keinen Menschen, der alles immer nur so schafft, wie vorgenommen. Was passiert eigentlich in diesen Momenten, wenn wir uns eingestehen müssen, dass wir nicht vollkommen sind? Normalerweise fühlen wir uns schlecht, dumm, nicht gut genug, nicht liebenswert und denken, wir sind nicht gut, nicht schlau, nicht groß, nicht alt, nicht jung, nicht sonst etwas genug.

„Wo du stolperst, liegt dein Schatz.“

— Jospeh Campbell

Dann sind da zum Glück weise Menschen, wie Joseph Campbell. Joseph Campbell weißt auf etwas mehr hin, auf etwas, was wir generell nicht beachten, wenn wir uns eingestehen müssen, dass wir gescheitert sind.

Kann es wirklich sein, dass es in den Momenten, wo wir scheitern auch etwas Positives gibt? Etwas, woraus wir lernen können? Kann es sein, dass, wenn etwas schief läuft, Eigenschaften in uns zum Vorschein kommen, die wir — wenn alles glatt gelaufen wäre — gar nicht bemerkt hätten? Könnte es sogar sein, dass wir ohne zu fallen überhaupt nicht wachsen würden? Denn, was wäre eigentlich ein Leben mit lauter perfekten Menschen um uns herum, die immer nur alles richtig täten? Wäre das wirklich so erstrebenswert?

Stolpern passiert für uns: zum Wachsen und Hinterfragen

Lernen wir am meisten, wenn aus unserer Sicht alles glatt läuft und wir nichts hinterfragen müssen oder wenn wir stolpern und anfangen, Dinge zu hinterfragen? Was bedeutet es denn, als Mensch zu wachsen? Heißt es nicht auch, Dinge zu hinterfragen, neue Erkenntnisse zu sammeln und sein Denken und Handeln entsprechend anzupassen, um es beim nächsten Mal besser zu machen? Hinterfragen passiert generell erst, wenn Dinge anders passieren, als wir uns wünschen oder ausmalen. Also genau in diesen Momenten, wenn wir für uns definieren, dass wir einen Fehler gemacht haben oder aber denken, dass wir versagt haben. Es ist einfach nur menschlich, nicht alles „richtig“ machen zu können.

Nichtsdestotrotz sind wir immer noch genau so viel wert, genauso liebenswert, genauso klug, genauso wichtig, haben genauso ein Anrecht auf ein wunderschönes Leben. Wenn wir verstehen, dass wir nicht alles richtig machen können, weil es einfach unmöglich ist, weil es einfach keinen perfekten Menschen gibt und wir trotzdem weiterhin liebenswert sind, dann kann ein großer Druck von uns abfallen.

Es ist immer ein großer Unterschied zwischen dem Gefühl, dass man versagt hat oder ein Versager ist. Bei der ersten Formulierung kannst du immer noch davon ausgehen, dass du dich insgesamt in Ordnung und gut findest, aber irgendetwas vielleicht verpatzt hast. Die zweite Aussage beinhaltet, dass man inherent nicht in Ordnung ist, weil man grundsätzlich als Person nicht stimmt. Meine Beobachtung ist, dass wir sehr schnell dazu neigen, uns die zweite Formulierung zu Eigen zu machen. Wie oft hast du dich dabei ertappt, dir selbst z.B. zu sagen: „Ich bin so doof und nicht ich habe etwas doofes gemacht?“

Was wäre eigentlich, wenn wir Scheitern als nötigen Teil unseres Lebens ansehen, damit wir lernen und wachsen können und uns nicht im Stillstand befinden?

Was wäre wenn, wie Joseph Campbell sagt, uns unsere Stolpersteine im Leben zu unseren Talenten und Gaben führen? Was wäre, wenn wir hinfallen und dadurch demütiger, emphatischer, dankbarer und großzügiger würden? Sind das nicht menschliche Attribute, die das eigene Leben und das Leben der Menschen mit denen man im Kontakt ist bereichern? Was wäre, wenn wir unsere Wahrnehmung vom Scheitern dorthin verschöben, wo Scheitern immer auch ein Geschenk für uns beinhaltet, wenn wir nur genau hinsehen würden?

Natürlich hat Scheitern auch mit Schmerz und Verletzlichkeit zu tun. Aber irgendwann geht es darum, über den Schmerz hinauszuwachsen und hinzusehen und sich zu fragen: „Was bringt mir diese Situation hier bei? Was passiert hier für mich? Was kann ich lernen? Wie kann ich es das nächste Mal besser machen?“

Ist das nicht genau das, was ein erfolgreiches Leben ausmacht? Ist Scheitern nicht immer Teil des Erfolgs? Gibt es einen Menschen, den du als erfolgreich ansiehst, der in seiner Biografie sich nicht irgendwann einmal fürchterlich geirrt hat?

Scheitern ist kein Makel. Scheitern ist ein natürlicher Teil unserer Lebens, der das Potenzial in sich birgt, uns mehr zu der Person zu machen, die wir eigentlich sein wollen.

Sei das Licht
Peri

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